Im Interview berichtet der ehemalige Abteilungsleiter der Volleyballabteilung des TSV Unterhaching und „ewiger“ Jugendcoach Rudi Stein über sein Wirken, die Erfolge und die Bedeutung des Sponsorings. Stein trainierte lange Zeit die weibliche Jugend, seit ein paar Jahren trainiert er immer noch dreimal die Woche die Buben.



Herr Stein, seit in Unterhaching Bundesligavolleyball gespielt wird, gibt es auch die Volleyballakademie. Was muss man darunter verstehen?

Darunter verstehen wir die komplette Nachwuchsarbeit im Volleyballbereich des TSV. Die Akademie vermittelt aber mehr als nur die Basics dieses Sports. Die Bedeutung des Teams für den einzelnen, Verantwortung zu übernehmen, lernen sich zu organisieren. Wie bekomme ich Training und Schule unter einen Hut?

Wird die Vermittlung solcher soft skills anerkannt?

Auf jeden Fall! Auch Fairness ist eine solche Tugend, die gelernt wird. Bei Turnieren wird mein Team, dann gelobt, weil meine Jungs nicht versuchen um Punkte zu feilschen, sondern vielmehr ehrlich zum Schiri gehen und zugeben, dass ein Ball im Aus war, auch wenn er es nicht gesehen hat.

Welche Erfolge zeitigt die Akademie?

2018/19 war im männlichen Bereich die erfolgreichste Saison seit langem. Die U12 wurde bayerischer Vizemeister, die U13 und U14 auch. Unsere U14 war auch bei der deutschen Meisterschaft in Heidelberg dabei und wurde großartiger 7. von 16 Teams. 2017 und 2018 wurde unsere U20 deutscher Meister.

Wie sieht es bei den Mädels aus?

Da ich viele Jahre die Mädels von der U12 bis zur U16 trainiert habe, war mein Wechsel zu den Buben natürlich ein tiefer Einschnitt. Aber Mihai Paduretu (Geschäftsstellenleiter des TSV) hat wieder ein tolles Team gefunden, das mit viel Engagement und Begeisterung meine Arbeit hervorragen fortsetzt. Auch sie haben sich bereits für Südbayerische Meisterschaften qualifiziert.

Sie sind schon einige Jahren Pensionär. Warum tun sie sich das noch an?

Für mich ist das wichtig, um nicht träge zu werden. Es ist gut für mich, nicht nur vor dem Fernseher oder dem PC zu sitzen. Ich muss mich auf die Einheiten vorbereiten. Die Buben fordern mich körperlich und geistig. Das ist toll!

Wie trägt sich so eine Akademie finanziell?

Die Jugendmannschaften bringen nicht viel Geld durch Beiträge ein. Aber die Kosten für Unterkünfte oder Trainer müssen getragen werden. Develey hat das erkannt und unterstützt die Jugendarbeit seit Jahren. Ohne diese tolle Unterstützung eines heimischen Unternehmens wäre hier nur Breitensport möglich. Das motiviert die Jungs aber nicht. Sie wollen sich mit anderen Topteams messen.

Reicht das Engagement aus?

Develey unterstützt uns jedes Jahr mit einem Fixbetrag, ist aber bei großen Turnieren auch zusätzlich generös. Trotzdem tragen die Eltern oft Fahrtkosten selber. Deshalb wären weitere lokale Sponsoren im Jugendbereich wichtig. Wir bräuchten nachmittags auch mehr Trainer, aber auch die müssen finanziert werden.

Was ist ihr Fazit nach so vielen Jahren Jugendarbeit?

Die Erfolge sind nur möglich, weil die Jungs richtig mitziehen. Ich bin nicht einfach als Trainer und streng. Ich bin stolz auf die Jungs!

 


Interview: Jochen Wessels

Foto: TSV